PAUSE
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VLW von 2009 - 2018

VLW Rheinland-Pfalz von 2009 bis 2018
Von Michael Lutz

VLW Rheinland-Pfalz – Mitgestalten und Gefahren abwehren

Die Jahre von 2009 bis 2018 waren – in einem gefestigten berufsbildenden Schulsystem – für den VLW geprägt einerseits vom Kampf als gewerkschaftliche Vertretung für die Belange unserer Kolleginnen und Kollegen und andererseits von der Abwehr von Angriffen der eigenen rheinland-pfälzischen Landesregierung auf das System der berufsbildenden Schule.

Die Einführung der „Fachoberschule an der Realschule plus“ bedeutete einen frontalen Angriff auf unser bewährtes System beruflicher Vollzeitschulen und gleichzeitig eine Infragestellung der Kompetenzen der Lehrkräfte an den beruflichen Schulen. Nach zehn Jahren kann festgestellt werden, dass es der Landesregierung unter größter Anstrengung zwar gelungen ist, (fast) flächendeckend die FOS an den Realschulen plus zu verankern, insgesamt aber von einem Siegeszug dieser Schulform nicht ansatzweise gesprochen werden kann. Lange Zeit gelang es der Landesregierung – trotz erheblicher Begünstigungen gegenüber den Schülern der beruflichen Schulen – nicht, einen ordnungsgemäßen, von dazu berechtigten Lehrkräften durchgeführten Sek. II-Unterricht anzubieten. Um dies durchzusetzen, mussten wir – gemeinsam mit dem VLBS – ein Gutachten des renommierten Professors Ulrich Battis beibringen, mit dessen Hilfe es erst gelang, einen (von der KMK geforderten) ordnungsgemäßen Sek II-Unterricht zu gewährleisten.

Der Unterrichtsausfall an den berufsbildenden Schulen des Landes konnte zwar im Laufe der Zeit – auch aufgrund ständiger Forderungen unseres Verbandes – gesenkt werden, bewegt sich aber immer noch deutlich über dem der meisten allgemeinbildenden Schularten. Damit im Zusammenhang steht das Thema Fachkräftemangel, auf den dieser Unterrichtsausfall im Wesentlichen zurückzuführen ist: Erhebliche Verunsicherung bei Studierwilligen brachten die Konflikte um den renommierten Diplomstudiengang Wirtschaftspädagogik an der Universität Mainz, und auch die zahlreichen und immer wieder vorgetragenen Vorschläge unseres Verbandes zur Steigerung der Attraktivität des Lehramtes an beruflichen Schulen und damit zur Lehrkräftegewinnung wurden selten erhört. Stattdessen blieben lediglich Marketingmaßnahmen und der immer größer gewordene Anteil von Seiten- oder Quereinsteigern in das berufsbildende Schulsystem. In den letzten Jahren bemühte sich die Landesregierung, durch die vermehrte Einstellung von allgemeinbildenden Lehrkräften den Unterrichtsausfall zu senken; auch hier verhallten unsere Mahnungen. Lange wurde vom Dienstherrn ein kommender Überhang an Lehrkräften für Betriebswirtschaft an die Wand gemalt – heute ein „Mangelfach“.

Zu allem Überfluss gelang der Landesregierung eine markante Prioritätensetzung für ihre Haushalte, nämlich die berüchtigte „5mal 1 %-Regelung“. Die Abkoppelung ihrer Beamten von der allgemeinen Einkommensentwicklung bedeutete eine weitere Schwächung in dem Bemühen, kompetente und gut ausgebildete Kräfte für den öffentlichen Dienst zu gewinnen. Es dauerte mehrere Jahre, bis dieser eklatante Verstoß gegen die Fürsorgepflicht eines öffentlichen Arbeitgebers erkannt und (ansatzweise) gemildert werden konnte.

Wozu diese Maßnahmen geführt haben, zeigt eindringlich das folgende Schaubild.  Es zeigt, dass Rheinland-Pfalz für unsere jungen Lehrkräfte mittlerweile auf dem vorletzten Platz angelangt ist – nur in Mecklenburg-Vorpommern verdienen Berufseinsteiger noch weniger So ist es nicht überraschend, dass ein beachtlicher Teil an Junglehrerinnen und -lehrern in die benachbarten Bundesländer abwandert.

Eine positive Entwicklung sei an dieser Stelle aber doch noch angesprochen:  Der ehemalige Bundesbildungsminister Julian Nida-Rümelin eröffnete durch seinen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung „Den Akademisierungswahn stoppen“ eine Diskussion um die Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung. Die jahrzehntelange Bevorzugung allgemeinbildender Schulabschlüsse scheint sich so seinem Ende zuzuneigen – auch hieran haben unsere Lehrkräfte und unser Verband einen entscheidenden Anteil.

Alle diese – und noch andere Themen – konnte unser Verband mit Hilfe des Karikaturisten Uwe Herrmann auf den Punkt bringen. Einige dieser Karikaturen sollen an dieser Stelle noch einmal in Erinnerung gerufen werden. Für die Kolleginnen und Kollegen aus dem Landesvorstand bedeutete die Arbeit an diesen Karikaturen – in Zusammenarbeit mit Uwe Herrmann – eine ständige Herausforderung. Oft wurde wochenlang um Nuancen der Aussage gerungen, wurden Ideen hervorgebracht und wieder verworfen. Die Ergebnisse konnten und können sich sehen lassen, und ein Blick auf die Plakate, die daraus entstanden sind, beleuchtet in eindrucksvoller Weise unsere Arbeit der vergangenen Jahre.

Immer wieder konnte die Frage nach der Prioritätensetzung für die Bildungspolitik gestellt werden, wie in dieser Karikatur, der damalige Hauptakteur ist unschwer zu erkennen.

Die Problematik abnehmender Schülerzahlen bedingte auch eine Diskussion um die Reduzierung und Schließung von Schulstandorten. Dies konnte bislang abgewendet werden, denn wo keine Berufsschulen sind, wird auch nicht mehr ausgebildet. Das Bildungsministerium versucht inzwischen, durch das Projekt „BS 20“ das Bildungsangebot an diese Entwicklung anzupassen.  Der Zuzug vieler Flüchtlinge und die damit verbundene Herausforderung an unsere Lehrkräfte und Schulen konnte vor fünf Jahren natürlich noch nicht erahnt werden.
Immer wieder mussten sich Landesvorstand, Personalräte und Landesversammlungen mit dem leidigen Thema „Fachoberschule“ auseinandersetzen, wie dieses Plakat und die darauf festgehaltenen Forderungen eindrucksvoll belegen.
Immer noch (oder schon wieder) aktuell ist das Thema „Höhere Berufsfachschule“. Jahrelang mussten wir gegen Benachteiligungen dieser Schulform ankämpfen, und aktuell versuchen sich die bildungspolitischen Akteure wieder einmal daran, diese Schulform an die sich wandelnden Anforderungen von Gesellschaft und Wirtschaft anzupassen.
Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit ging auch an unseren Lehrkräften nicht vorbei; die Auswirkungen für die Einstellungschancen der jungen Lehrkräfte beleuchtete dieses Plakat.

Einerseits fordert unser Dienstherr die Lehrkräfte zu Fortbildungen auf, andererseits ist das Angebot an fachlichen Fortbildungen, gerade auch für betriebswirtschaftliche Lehrkräfte, nach wie vor völlig unzureichend. Ständige Fortbildungen sind – gemessen besonders an den aktuellen Anforderungen einer digitalisierten Zukunft – so wichtig wie nie zuvor.

Mit Hilfe dieser (und vieler anderer) Karikaturen ist es uns gelungen, aktuelle Brennpunkte der bildungspolitischen Diskussionen auf den Punkt zu bringen – gelegentliche Überspitzungen inbegriffen. Welche Herausforderungen auf den Verband und die in ihm organisierten Kolleginnen und Kollegen in naher Zukunft warten, und wie wir diese gemeinsam bewältigen, werden wir hoffentlich in zehn Jahren präsentieren können. Wie wird es uns gelingen, unsere Schulen „demografiefest“ zu machen, für einen qualifizierten und motivierten Lehrkräfte-Nachwuchs zu sorgen und weiterhin einen kompetenten Unterricht für die Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten? Diese und andere Fragen werden uns weiterhin beschäftigen, und unser Verband wird sich diesen Fragestellungen gewappnet zeigen.

 

 

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Verband der Lehrerinnen
und Lehrer an Wirtschaftsschulen
Hildchen 7
56077 Koblenz
 
 
 
 
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